Karl Winkelgrund

Karl Winkelgrund, Stradow

  • Teichwirt

Der Fischer und seine schwarzen Gegner


Karl Winkelgrund studiert in den Tagen des sehr frühen Winters 2010 förmlich Wetterbericht und Prognosen für die Weihnachtszeit. Für den Stradower Fischer nähert sich die Weihnachts- und Silvesterzeit und somit der Höhepunkt seines Jahresgeschäfts. Der Großhandel und auch die Stammkunden, die meist direkt von seiner Anlage den Fisch beziehen, warten schon auf die jährliche Delikatesse. „Meine Karpfen sind gut gewachsen und wohlgenährt, sie würden ein köstliches Gericht abgeben – wenn ich denn an die Fische in meinen Hälterbecken auch weiterhin heran käme.“ Sorgenvoll schweift sein Blick auf die Schnee- und Eisdecke: „Da werde ich wohl, wie schon im letzten Jahr, mit dem Bagger das Eis aufbrechen müssen, aber das bringt Unruhe in die Fische und mir Eisberge auf den Hof.“ Ganz so schwer hatte sich der diplomierte Biologe und ausgebildete Fischwirt seinen Start in die freiberufliche Existenz eines Binnenfischers eigentlich nicht vorgestellt. Erst seit zwei Jahren hat er die Stradower Anlage von der Peitzer Edelfisch GmbH in Pacht genommen und muss nun gleich zwei strenge Winter überstehen. „Für die Fische ist eine Eisdecke auf den Teichen kein Problem. Im Gegenteil: Sie haben dann Ruhe vor Fressfeinden und kommen so gut durch die kalte Jahreszeit“, weiß er die Vorteile für seine Tiere einzuschätzen. Sie stellen für jeden Fischer die Existenzgrundlage dar und wie jeder andere, der von Tieren lebt, sorgt er sich um seine Fische, besonders um seine Brotfische, die Karpfen. Eine Krankheit könnte da schon schlimme Folgen haben. „Ich rechne ohnehin mit jährlich einem Drittel Verlust, aber das ist hier im Biosphärenreservat normal. Fisch- und Seeadler, Grau- und Silberreiher, Fischotter und Mink und wer sich sonst noch meiner Fische bedient, schlagen kräftig zu – während ich tatenlos und manchmal sogar fasziniert zusehe. Leben in und mit der Natur ist nun mal ein Geben und Nehmen“, schätzt er sein Verhältnis zur Umwelt ein.
Karl Winkelgrund hat neun Jahre in Göttingen Biologie studiert, er weiß um die Zusammenhänge in der Natur bestens Bescheid. Aber da gibt es auch noch das zweite Drittel Verlust jährlich: Die Überhandnahme der Kormorane führt zu so starken Einbußen, dass sie seine Existenz bedrohen. Anders als die anderen Fischräuber tauchen diese Vögel auch in größeren Schwärmen auf und jagen organisiert, auch gesunde und kräftige Fische. Mit ihrem scharfen Schnabel verletzten sie auch manchmal Fische, die dann an Infektionen sterben oder Narben davon tragen. „Wer kauft mir denn Fische mit Narben ab!?“ Für Karl Winkelgrund sind solche Tiere nicht absetzbar. „Wenigstens darf ich jetzt mit einer Sondergenehmigung diese schwarzen Räuber durch gezielte Abschüsse vergrämen!“ Er hofft so, seine Verluste auf wirklich wieder nur ein Drittel eingrenzen zu können, um den Fortbestand der Teichwirtschaft zu sichern. Fischer Winkelgrund setzt vorsichtshalber auch auf weitere Standbeine. Er hat zwei Teiche zum Angeln freigegeben, darunter einen Teich mit Großfischen. Diese müssen nach dem Fang wieder vorsichtig zurückgesetzt werden – dem Angler bleibt aber ein unvergessliches sportliches Erlebnis. „So kann er am Lebendfisch von einem Meter Länge schon mal für den Ernstfall trainieren“, beschreibt Winkelgrund die Angelpraxis am Weidenteich.
In seiner knappen freien Zeit werkelt er in den Ferienwohnungen, denn die will er bald zur Vermietung freigeben. Mitten in den Teichen gelegen, sind diese Wohnungen bestens für Tier- und Naturfreunde geeignet. „Solche sollten es auch sein, die sich hier einmieten, denn das nächtelange Quaken der Frösche und die lauten Rufe der balzenden Singschwäne sind bestimmt nicht jedermanns Sache! Dafür bekommen meine Gäste die Vogel- und sonstige Tierwelt auf dem Präsentierteller serviert. Die Stradower Teiche sind ein Eldorado für Tiere und manchmal denke ich, sie haben sich alle hier verabredet“, verweist er lächelnd auf die hier vorhandene Artenvielfalt.
Karl Winkelgrund ist angekommen im Leben. Seit er von seinen Eltern im Alter von 8 Jahren zu Weihnachten ein Aquarium geschenkt bekam, dreht sich bei dem 1973 Geborenen alles um Fische. Der Cottbuser nutzte jede Gelegenheit zum Angeln, egal ob an der Spree, im nahen Spreewald oder an den Feldberger Seen, dem regelmäßigen Urlaubsort der Eltern. Folgerichtig wurde er Fischer und arbeitete in Peitz und in den dazugehörigen Anlagen, wie an den Glinziger Teichen. „Aber so langsam drohte es eintönig zu werden, das wollte ich dann doch nicht in dieser Form ein Leben lang machen. Ich wollte mehr, auch mehr Verantwortung.“ Er kündigte und holte am Cottbus-Kolleg das Abitur nach, seinen Lebensunterhalt finanzierte er sich durch Nebenjobs. In Göttingen folgte ein Studium der Biologie, immer wieder unterbrochen durch Arbeitszeiten. „Ich musste ja von etwas Leben, so habe ich ein halbes Jahr gearbeitet und ein halbes Jahr studiert“, berichtet er über sein neunjähriges Studentenleben.
Gerade das Diplom in der Hand, erfuhr er von einer Ausschreibung: Für die Teiche in Stradow wird ein neuer Pächter gesucht. Für ihn gab es da nicht viel zu überlegen, genau so etwas hatte er ja schon immer gesucht und als Lebensziel angenommen. Der Vater zweier Kinder hat ein riesiges Grundstück mit 11 Teichen und 150 Hektar Größe für mindestens 12 Jahre mit der Option auf weitere 12 Jahre gepachtet. „Hier gehe ich nicht mehr weg, das ist mein Leben. Ein Leben, das ich schon immer so gewollt hatte: Mit den Fischen und für die Fische!“

 

Fisch in Folie (für 4 Pers.)


Das Gericht ist besonders dann geeignet, wenn der Gastgeber nicht den ganzen Abend in der Küche stehen möchte. Es lässt sich einen Tag vorher vorbereiten und beinhaltet bereits alle Beilagen. Auch hält sich der Abwasch dann in Grenzen.

4 Fische a ca. 500 g oder 4 Filets a 300 g säubern, mit

Salz

einreiben und leicht mit

Pfeffer

würzen.

1 Bund Suppengrün

klein würfeln, mit Salz und Pfeffer würzen und durchmischen.

1 Bund Dill

klein schneiden und dem Suppengrün beimischen.

1 kg Kartoffeln

schälen und in ca. 1cm Würfel schneiden und ebenfalls dem Suppengrün beimischen.

Alufolie

entsprechend groß ausbreiten, einen Fisch oder ein Filet darauflegen, mit einigen

Kräuterbutterscheiben

belegen, mit dem Gemüse-Kräutermix füllen und einbetten, alles so einschlagen, dass keine Flüssigkeit entweichen kann.

 

In vorgeheizten Ofen (200°C) einlegen und ca. 30 bis 40 Minuten garen. Wenn es in der Küche kräftig nach dem köstlichen Gericht duftet, ist der Fisch gar. Zum Testen kann man auch ein Päckchen öffnen und schauen ob die Karotten weich sind, ist das der Fall, ist der Fisch servierfertig. Das Päckchen auf passend große Teller legen, öffnen und die Alufolie ringsherum am Tellerrand abreißen.

Es eignen sich besonders Fische, die nicht zu fett sind, also z.B. Hecht, Forelle oder Barsch - ein besonderer Genuss, ist auch das Filet vom Wels, da sollte aber auf jeden Fall die Haut entfernt werden.
Und noch ein kleiner Tipp für diejenigen, die auf grätenarmen Fisch Wert legen: "Vom Karpfen der Kopf, vom Hecht der Schwanz und Forelle ganz" – das sind die besten Stücke vom Fisch.“

Mehr über den Fischer unter teichwirtschaft-stradow.de

Peter Becker, Dez. 2010

Winkelgrund, Karl

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