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Die alte Muhme und die neue ZeitZiemlich traurig schaute die Zehnjährige aus der frisch bezogenen Lübbenauer Neubauwohnung auf die großen Nachbarhäuser und die vielen Menschen auf den Straßen. Im Hintergrund sah sie das riesige Kohlekraftwerk mit seinen bedrohlich wirkenden und immer qualmenden Schloten. Sie konnte ihre Eltern nicht verstehen, die das Landleben in Presenchen bei Luckau aufgaben, um 1969 in diese Wohnung zu ziehen. Weg von den Großeltern, den Tieren, den Wiesen und Wäldern, in denen sich die kleine Monika immer so wohl gefühlt hatte. Der weiträumige Drei-Seiten-Hof, die Oma und das Storchennest vorm Küchenfenster fehlten schmerzhaft! An fast jedem Wochenende zog es das Mädchen daher zurück zu den Großeltern, in die freie Natur. Den Weg nach Presenchen nahmen ihr manchmal die Eltern ab, manchmal fuhr sie die Strecke ganz allein mit dem Fahrrad, allein in der vertrauten Umgebung und mit viel Himmel darüber fühlte sie sich erst wohl. Monika war Fachverkäuferin, später sogar Verkaufsstellenleiterin. Ihren Traumberuf, Erzieherin oder Lehrerin zu werden, hatte man ihr verwehrt. „Aber etwas mit Menschen… das sollte es auf jeden Fall sein. Ich habe keine Berührungsängste ich kann auf jeden zugehen und mich einlassen“, beschreibt sie ihre damalige Berufswahl. Eine Eigenschaft, die ihr Jahre später zu Gute kommen sollte. Wie so viele, musste auch sie sich neu orientieren und besuchte Umschulungen, PC-Kurse und Praktika. Besonders ihre Tätigkeit beim Tourismusverband sollte sich prägend für ihr neues Tätigkeitsfeld erweisen. Gern zog sie dort zum ersten Mal in ihrem Leben eine Spreewaldtracht an, gern trat sie damit vor Besuchern auf und spürte dabei auch zum ersten Mal, dass die Gäste sie ganz anders wahrnahmen. „Ich wurde plötzlich als eine ‚echte’ Spreewälderin angesehen, eine von der man erwartete, dass sie kompetent war und auf alle Fragen eine Antwort wusste“, beschreibt sie diese Zeit. „Ich bin dann immer mehr in diese Rolle hinein gewachsen, habe mich nächtelang mit Trachten und Traditionen befasst, habe sogar die niederwendisch Sprache gelernt und angefangen, mir Trachtenteile selbst zu sticken. In der Leiperin Traute Romke (siehe Seite …) habe ich eine versierte Frau gefunden, die mir dann Trachten des Lübbenauer Kirchspiels auf den Leib schneidern konnte.“
Leinöl ist ein MultitalentAußerhalb des Spreewaldes kaum bekannt, genießt das Öl der Flachspflanze hier einen schon fast legendären Ruf. Neben dem Einsatz in der Küche hilft es bei Hautkrankheiten und –täglich eingenommen- soll es wegen seines sehr hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren sogar Alterungserscheinungen entgegen wirken. Jedenfalls schwören alle Spreewälder auf das Öl! Leider ist es nicht lange haltbar, aber deswegen muss das kostbare Öl noch lange nicht weggeworfen werden. Es ist dann noch der beste "Kommodenlack" für alte Möbelstücke, denen wieder zu neuem Glanz verholfen werden soll: Zunächst das Möbel säubern, ein Baumwolltuch (ausrangierte Unterwäsche oder ein altes Tischtuch) ordentlich mit dem Leinöl tränken, dann das Tuch in Zucker tauchen, der vorher auf einen Teller geschüttet wurde. Der Zucker muss sich auf dem Öl getränktem Lappen unbedingt auflösen, ansonsten kratzt er am Möbelstück und aus der Politur wird ein Schleifmittel! Dann wird gerubbelt und das Öl dabei gleichmäßig verteilt. Die Möbelstücke sehen wie neu aus, und der Holzwurm zieht sich zurück, er mag das Öl gar nicht. Zur Homepage Unterwegs mit Milena Peter Becker, 30.11.10
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